Ein Besuch im Museum macht an Regentagen besonders Spaß. Klar waren wir bei miesem Wetter auch schon draußen unterwegs, aber hier ist es eindeutig gemütlicher und außerdem lassen sich viel besser die Fragen klären, denen wir bei unseren Aktivitäten im Gelände immer wieder begegnen. Insbesondere treibt uns eine Frage an: Warum lassen wir Menschen nicht einfach die Hand von der Natur?
Um Antworten zu finden, hat uns der neue Leiter des Naturkundemuseums, Dr. Gunnar Gad, Anfang Februar zu einer Mitmachveranstaltung eingeladen und erwartet uns am vereinbarten Tag schon vor dem
Museumseingang im stattlichen Schloss Benrath. Sehr viele Kinder der NAJU-Ortsgruppe und interessierte Gastkinder folgten der Einladung, was einmal mehr zeigt, dass sich nicht nur Erwachsene für
Natur und ihren Schutz interessieren und einsetzen, sondern auch Kinder.
Aber was ist überhaupt Natur? Ist zum Beispiel der Wald, wie wir ihn kennen, Natur? Und was geschieht, wenn der Mensch in die Natur eingreift, was wenn nicht? Wie entwickelt sich zum Beispiel
eine Heidelandschaft wenn sie sich selbst überlassen wird? Wie steht es um den Schutz von Kulturlandschaften; wann ist hier eine hohe Artenvielfalt zu erwarten?
Wir begeben uns auf den verschlungenen Pfad durch die Dauerausstellung. Dort sind Natur- und Lebensräume rund um Düsseldorf anschaulich in aufwendig gestalteten Schaukästen, sogenannten Dioramen,
„ausgestellt″. Wir entdecken zunächst die Tier- und Pflanzenwelt in einer ehemaligen natürlichen Flussmündung: Natur pur. Direkt gegenüber finden wir das Pendant, einen Acker. Keine Frage, hier
handelt es sich um eine vom Menschen gemachte Kulturlandschaft, die allerdings seit der letzten Eiszeit eine erstaunliche Artenvielfalt hervorbrachte. Ein bedeutender, sogenannter Kulturfolger
steht sinnbildlich im Mittelpunkt: der Feldhase. Aber Moment mal, warum steht denn der Feldhase heute als „gefährdet“ auf der Roten Liste? Die Artenvielfalt, die durch die ehemals bäuerliche
Wirtschaftsweise hervorgegangen ist, schwindet nun wieder durch Intensivierungsmaßnahmen.
Beeindruckende Artenvielfalt
An der Station zum Lebensraum Wald staunen wir über die unglaubliche Artenvielzahl von Insekten-, Spinnen-, sogar Krebstieren und auch Pilzarten, wenn, ja wenn der Wald ein Naturraum wäre. Im
Zusammenhang mit dem Schaukasten zur (Hildener) Heide, stellen wir uns vor, wie hier erste Pioniergewächse empor sprießen und der Wald die Heidevegetation allmählich verdrängt, wenn der Mensch
nicht eingreift. Der Biologe nennt es Sukzession. Gunnar Gad füllt die Dioramen, die im heutigen Medienzeitalter vielleicht als etwas „aus der Zeit gefallen“ gelten, mit Leben. Er kennt
viele Geschichten zu Pflanzen und Tieren, erzählt zum Beispiel vom Uhu und seiner stacheligen Mahlzeit. Er versteht es aber vor allem durch geschicktes Fragen, den Kindern und begleitenden
Erwachsenen, viele Zusammenhänge zu vermitteln.
Am Ende der Veranstaltung stehen wir vor den Dioramen einer Hecke im Jahresverlauf. Hier schließt sich der Kreis zu unseren Aktivitäten im Gelände, denn eine wichtige Maßnahme in der
Landschaftspflege ist das Schneiden oder auch „auf den Stock Setzen“ von Hecken.
Erstaunlicherweise sind wir nach der zweiständigen Mitmach-Veranstaltung im Naturkundemuseum genauso erschöpft wie nach einem Einsatz mit Arbeitshandschuhen und Astscheren draußen. Gunnar Gad hat
angeboten, uns bei einem Biotop-Treffen zu begleiten. Wir werden dann bestimmt mehr Zeit und Butterbrote einplanen.
Die NAJU-Kindergruppe trifft sich derzeit alle 5 bis 6 Wochen am Wochenende und wird begleitet von Mara Surhoff, Anette Hoffmann und Anni Ziebell. Die letzten Treffen fanden im Friedrich-Spee-Biotop in Kaiserswerth statt, wo wir aktiv Biotoppflege betrieben haben. Alle Kinder zwischen 8 bis 12 Jahren sind herzlich willkommen und melden sich bitte unter mara.surhoff(at)hotmail.de.
Das Naturkundemuseum bietet viele weitere spannende Veranstaltungen für Kinder. Ein Blick auf die Website lohnt sich: www.schloss-benrath.de/erleben/kinder-jugendliche-familien/.